Sagenumwobene Wasserfälle und eine kleine aber abwechslungsreiche Insel Puerto Iguazú / Cataratas – Eldorado (16.09.) – 9 de Julio, km20 (17.09.) – Bernardo de Irigoyen – Brasilien (18.09.) – Ilha de Santa Catarina / Florianopolis – Praia Mole(19.09.) – Barra da Lagoa (20.09.) – Inselrundfahrt (20.10.) – Barra da Lagoa (27.10.) Endlich
sollten wir die Wasserfälle von Iguazú zu Gesicht bekommen. An
diesem Tag war es zwar etwas bewölkt und am Morgen regnete es
leicht, dafür war es nicht mehr so heiß wie die letzten
Tage und es gab keine Moskitos. Wir fuhren also in das Gelände,
entrichteten unser Eintrittsgeld von 30 $ (=8 €) pro Person und erkundeten
die Cataratas. Schon auf dem Weg zu der kleinen Bahn, die durch den
Park fuhr, sahen wir zahlreiche kleine Tiere, von denen ich keinen
Namen mehr weiß, aber vor denen man sich hüten sollte und
es unterlassen sollte sie zu füttern. Kurz darauf erreichten
wir mit der Bahn die Endstation und liefen noch die paar Meter über
die Stege, die direkt zur berühmten „Garganta del Diabolo“ führten.
Unterwegs bekamen wir noch zahlreiche bunte Vögel und sogar ein
Krokodil zu Gesicht – glücklicherweise aus sicherer Entfernung.
Gerade als wir die Überreste des alten Steges passierten, er
war 1992 bei einem Hochwasser zerstört worden, sahen wir schon
in der Ferne die aufpeitschende Gischt der Wasserfälle. Und am
vordersten Steg hatte man wirklich eine wahnsinns Aussicht in die
Schlucht und die herabstürzenden Wassermassen vor uns. Ich hatte
ja schon Bedenken, da mir in den letzten Tagen und Wochen immer wieder
erzählt wurde, dass momentan Wassermangel herrsche und es ein
fast trauriger Anblick wäre. Mathias kümmerte sich nicht
weiter darum, er hatte ja schon vor vier Jahren das beeindruckende
Vergnügen gehabt, aber trotz des „Mangels“ war es faszinierend,
diesen tosenden Schlund direkt vor oder sogar unter uns zu erleben.
Um uns herum toste es, die Gischt peitschte herauf und in der Tiefe
kreisten die Vögel. Unglaublich! Dieses Erlebnis ließ uns
sogar die zahlreichen anderen Touristen vergessen, von denen etwa
200 im Halbstundentakt mit dem Zug ankamen. Einer von ihnen war zufällig
der Austauschschüler, den wir schon von Salto Moconá kannten
– tja, Südamerika ist halt ein Dorf! Am
nächsten Tag fuhren wir weiter Richtung Brasilien und hielten
unterwegs in Eldorado, um unsere Page auf den neusten Stand zu bringen
und unsere hungrigen Mägen zu füllen. Wir landeten auf Empfehlung
eines Polizisten im Casino, wo es neben Roulette und einarmigen Banditen
gutes und günstiges Essen gab. Gerade in Misiones gibt es viele
Casinos, da in Brasilien Glücksspiel verboten ist. Später
erregte ein rostiges und total überfülltes Auto unsere Aufmerksamkeit.
Wir trafen auf ein paar junge Leute, die mit ihrem absolut schäbigen
und übervollen Auto zu fünft (inklusive 3-jährige Tochter)
durch die Gegend reisen und vom Verkauf von Kunsthandwerk leben. Die
Insassen kamen aus Brasilien, Argentinien und Uruguay, und wollten
in Eldorado auf dem anfangendem Stadtfest ihre Weiterreise finanzieren.
Wir verabredeten uns locker für den Abend auf einem Campingplatz,
jedoch fuhren wir lieber weiter Richtung brasilianische Grenze. Am
nächsten Tag fuhren wir weiter nach Bernardo de Irigoyen, dem
Grenzort zu Brasilien. Wir bummelten ein wenig durch den kleinen Ort
und wollten eigentlich noch die Nacht dort verbringen, jedoch ließ
uns der verlassene und ziemlich siffige Campingplatz schnell unsere
Pläne ändern. Wir kauften im Supermarkt noch ein paar Sachen
zu teureren Brasilianer-Preisen ein, bekamen an der Tankstelle nur
teures „Ausländer-Normal“ statt Super, füllten aber trotzdem
noch unsere Kanister, denn es ist allemal noch billiger als in Brasilien,
versteckten unsere Lebensmittel und Zigaretten und machten uns daran,
die Grenze zu überqueren. Schon
am Mittag waren wir in Florianopolis angekommen. Zuerst besuchten
wir die wenig hilfreiche Touri-Info, um einen Stadtplan oder Infos
zu Appartement zu bekommen, jedoch versuchte der etwas zu lockere
Angestellte immer seine Wohnungen in eigener Sache zu vermitteln.
Immerhin verstand der Mann spanisch und auch ich konnte das Wesentliche
aus seinen Sätzen herausfiltern. Wir fuhren in den Ort Barra da Lagoa und schauten uns dort um. Das war generell nicht so schwierig, da der idyllische Fischer- und Surferort in der Nebensaison von leeren Wohnungen nur so wimmelte. Also sind wir durch den verregneten Ort gelaufen und haben uns nach etwas schönem umgeschaut. Nach ein paar Stunden ließ jedoch Mathias Aspirin nach und er konnte nicht mehr laufen. Wir hatten schon etwas in einer Pousada in Aussicht, haben noch mal mit dem lustigen Vermieter („die Kugel“) über den Preis verhandelt und sind dann endlich eingezogen. Als ganz so lustig stellte er sich später gar nicht raus, eher war er faul, vergaß kleinere Anfragen und als ICH mal die Wohnung putzen wollte, gab es dürftiges Putzmaterial und kein Putzmittel! Aber egal, schön war’s trotzdem und nachdem wir unser Auto weitgehend ausgeräumt hatten und es uns etwas gemütlich gemacht haben, hat sich Mathias erst mal ins Bett gelegt um sich auszuruhen. Wir haben in der Apotheke andere Medizin geholt, wobei wir uns erst mal gegen die Apothekerin durchsetzen mussten, die uns ohne Umschweife Antibiotika andrehen wollte. Aber damit wollten wir lieber noch etwas warten. Unsere
Wohnung in der Pousada 32 (weil 32 m vom Strand entfernt) war wirklich
schön. Wir hatten einen großen Wohnraum, mit Küchenzeile,
Essecke und Schlafsofa und einer kleinen Galerie, auf der noch mal
zwei Leute hätten übernachten können. Das ganze war
mit viel Holz ausgekleidet und sehr gemütlich. Außerdem
hatten wir ein Schlafzimmer (mit schmalem Doppelbett, aber das sind
wir ja schon gewohnt) mit Balkon, wo wir immer die Morgensonne genossen.
Außerdem natürlich ein kleines Bad und das beste: die Veranda
mit Meerblick! Dort haben wir auch gleich unsere Hängematte im
Halbschatten aufgehängt und - wenn das Wetter mal schön
war - die Aussicht genossen. Und wenn wir abends im Bett lagen, dachten
wir immer, der Wind macht einen ganz schönen Krach, aber wir
hörten tatsächlich das Meeresrauschen. In
den ersten beiden Wochen hatten wir wieder mal unseren Kampf mit dem
Wetter. Wir dachten ja eigentlich das Frieren hätte ein Ende
und nachdem wir schon in Misiones sommerliche Temperaturen hatten,
dürfte es hier auch nicht anders sein. Aber wir hatten wieder
mal mit dem Wind zu kämpfen, der vor allem bei Wolken und selbst
bei Sonnenschein das sitzen im Freien vereitelte. Wenn man mal am
Strand saß, dann war es auch keine Seltenheit, dass der Sonnenschirm
mitsamt Tisch durch die Gegend flog. Die Nächte wurden auch frisch
und des öfteren haben wir abends alle vier Gasherdplatten angefeuert,
um es etwas kuscheliger zu machen. Unsere Laune war demnach in den
ersten zwei Wochen öfter mal am Boden und es wollte erst mal
kein Brasilienfeeling aufkommen. Neben dem leidlichen Wetter lag Mathias
die meiste Zeit hustend im Bett, fühlte sich schlapp, und viel
unternommen haben wir in der Zeit auch nicht. Aber wenigstens hatten
wir eine schöne Wohnung, in der wir uns ausbreiten konnten und
uns wohl fühlten und es gab auch keine lästigen Moskitos.
Immerhin! Ansonsten haben wir uns erst mal in dem süßen Ort umgeschaut, und dabei erste Sommeraccessoires wie Flip-Flops, Bikini, Hose und Sonnenbrillen gekauft. Barra da Lagoa ist ein wirklich schöner Ort, zwar recht ruhig und gediegen, aber überall kleine Fischerhäuser und trotz touristischer Ausrichtung noch sehr moderate Bebauung. Abends kann man getrost durch die Straßen laufen und der Strand ist auch bei Nacht ausreichend beleuchtet und sicher. Der Strand ist ideal zum Surfen lernen und der Großteil der 14 km langen hügeligen Bucht besteht aus einem unbebautem Naturschutzgebiet mit kleinen Leuchttürmen am Ende. Dort ist der Ort durch einen kleinen Fluss getrennt der in einer großen Lagune mündet und über den eine waghalsige Hängebrücke führt. Auf der anderen Seite des Flusses gibt es viele kleine bunte Häuser, die typisch brasilianisch an den hügeligen grünen Hang gebaut sind und nur zu Fuß zu erreichen sind. Dorthin hat es uns auch einmal bei einer Ortserkundung verschlagen, und wir wussten oftmals nicht mehr, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind, denn der Pfad führte über Stock und Stein, durch Vorgärten und wir mussten mehrmals den Weg erfragen. Sehr abenteuerliche Strecke und mit immer wieder tollen Ausblicken auf die Bucht und den Ort. Und so kam dann auch langsam das Gefühl, tatsächlich in Brasilien zu sein, bei uns an. Außerdem sind die Leute hier schon auf den ersten Blick wesentlich cooler, alle tragen Baggypants und Badeschlappen oder Skaterschuhe. Die Mädels haben alle Haare bis zum Hintern, natürlich knappste Bikinis und ob bei Männern oder Frauen der Hit in diesem Sommer: Zahnspangen! Kaum ein Lächeln wird nicht mit dem freundlichen Blinken der Briketts belohnt, nicht selten in rosa oder hellblau! (o.k., nicht so cool!) Aber: hier wird getrunken! Alkohol, am Strand, zum Frühstück, auf der Straße. Aus 600 ml Flaschen oder aus Dosen, zuweilen auch mit Strohhalm. Aber richtig betrunken sind die Brasilianer trotzdem nicht. Ach, in Brasilien herrscht halt doch ein anderes Flair als in Argentinien. Nicht, dass wir Argentinien nicht absolut toll fanden, aber in Sachen Lebensgefühl sind die Brasilianer doch etwas lockerer. Und das Strandleben ist einfach phantastisch. Kaum ist mal schönes Wetter, bewegt sich was am Strand. Vor allem an den Wochenenden wimmelt es von Badegästen, Fußballspielern, flanierenden Bikinigirls und Surfern und man kann getrost sein Lesematerial zu Hause lassen und sich am Treiben satt sehen und schon die ersten „Trockenstunden“ beim Surfen nehmen. Oder man macht einen Spaziergang an der Bucht entlang und genießt den weichen und weißen Sand unter den Füßen. Und mit viel Glück kann man manchmal einen Delphin nahe vor der Küste sehen. Und mit viel Pech bekommt man trotz Sonnenmilch einen ordentlichen Sonnenbrand. Aber das lernen wir auch noch. Wir haben uns zur Sympathisierung gleich mal einen Brasilienaufkleber aufs Auto geklebt und besser mal unsere Argentinienfahne entfernt, denn die Argentinier mag man hier nicht so. Und die Leute haben hier generell schon ein anderes Bild von Deutschland, worin es sich jedoch mit dem aus Argentinien deckt ist die „Bierthematik“. Des öfteren wurden wir darauf angesprochen, dass man ja das Bier in Deutschland warm trinke. O.k., wir können halt nicht auf Kühlschränke mit –5° kaltem Bier aufwarten, aber warm? Und prompt, als wir unser erstes Bier an einem Burgerladen bestellt hatten kam die bekannte Frage! Woher die das nur haben? Aber zu unserer Schande muss ich ja gestehen, dass ich einmal dieses Bild voll unterstrichen habe. Wir lagen an einem schönen Tag am Strand rum, Mathias ging es noch nicht so gut, aber er wollte trotzdem mal wenigstens ein Bierchen testen. Also ging ich in den Kiosk und fragte tatsächlich nach einem kalten und einem „warmen“ Bier! Und schwups – Vorurteil bestätigt! Nach
zwei Wochen war der Frust vorbei, die Erkältung auch, und auch
das Wetter besserte sich. Dadurch spielte sich das Leben mehr im Freien
ab wir starteten unsere Surfkarriere. Endlich wollten wir es den zahlreichen
anderen Wasserratten gleichtun und auf einem Brett die Wellen reiten.
Immerhin hat sich das Wasser in den letzten 2 Wochen schon von 18°
auf angenehme 21° erwärmt. Nachdem wir uns in die Neoprenanzüge
gequetscht hatten und die ersten Aufstehübungen am Strand absolviert
hatten, ging es nach einer Runde Aufwärmen ins kalte Nass. Und
tatsächlich, wie versprochen, wir standen am ersten Tag schon
auf dem Brett. Ich sogar eine Welle früher als Mathias! Aber
das sollte noch nichts heißen. Aber es machte Spaß, die
Balance auf diesem wackeligen Untergrund zu halten und wir fühlten
uns toll und wie richtige Surfer. Auch wenn wir die Welle noch nicht
selbst nahmen, sondern angestoßen wurden, um erst mal ein Gefühl
für die Sache zu bekommen. Wir hatten einen sehr netten und kompetenten
Surflehrer – Luciano, mit unglaublichen grünen Augen – der praktischerweise
auch gut englisch spricht, was die ganze Angelegenheit einfacher machte.
Und so nahmen wir unsere ersten Surfstunden und lernten neben dem
Wellenreiten immer wieder nette andere Reisende kennen. Mit drei sehr
witzigen Deutschen aus Hamburg haben wir auch das erste Mal die Spezialität
hier gegessen: Selection de Camarão. Will heißen: Shrimps, in
Öl oder Knoblauch gebacken oder paniert, Krebsfleischbällchen,
Fischfilet, dazu typische Fischsauce, Reis, Pommes und Salat. Das
ganze gibt es für gut 10 € und reicht dicke für zwei Personen.
Und schmeckt! Ein anderer Vorteil vom schönen Wetter war, dass wir auch ein bisschen mehr unsere Nachbarn kennen lernten. Rechts von uns wohnte ein argentinisches Pärchen, er studiert in Florianopolis, sie kocht, wäscht und putzt den ganzen Tag. Die beiden waren zwar sehr ruhig, aber auch sehr freundlich - wie wir es von den Argentiniern kennen. Die anderen Nachbarn wechselten öfters mal und zwei brasilianische Pärchen versorgten uns trotz sprachlicher Barrieren immer mit Leckereien wie heißem Apfelstrudel (deutsche Vorfahren natürlich) oder hinterließen uns Wurst, Spüli und Bierdosen. Auf der anderen Seite wohnten für ein paar Tage drei Italiener, mit denen wir lustige und kurzweilige Stunden verbrachten. Mit Zweien haben wir uns erwartungsgemäß auf englisch unterhalten, mit dem Dritten nur auf Spanisch, da er zur Zeit in Argentinien arbeitet. Durch sie haben wir dann Marco, einen andern Italiener, der seit einem Jahr hier „wohnt“, kennen gelernt. Er verbringt seine Zeit auf der Insel hauptsächlich damit, zu surfen, zu lesen und sich zu verlieben. Ihm reicht es, alles ist „beautiful“ und da die Visaregelung Brasiliens etwas eigenartig ist, kann er eigentlich so lange bleiben wie er will. Mit ihm sind wir an einem Abend weg gegangen und haben Einblicke in typisch brasilianische Lebensweise bekommen. Wir wurden von einem anderen Italiener zu sich eingeladen, der auf der anderen Seite des Flusses wohnt. Um zu ihm zu gelangen, mussten wir am anderen Ufer stehen und rufen. Leider hörte er uns nicht, aber ein anderer Mann hat uns dann mit seinem Boot rüber gebracht. Biagio (wir sagen immer Vespa) wohnt in einem kleinem Holzhaus am Hang, mit super Aussicht über die Bucht. Alles ist sehr einfach aber süß und am Abend kamen mehrmals Nachbarn vorbei, um dort zu kochen (kein Gas und so eine Flasche trägt man nicht mal eben da hoch), zu trinken oder einfach für einen kleinen Plausch. Um dann zu späterer Stunde wieder nach Hause zu kommen mussten wir wieder per Boot über den Fluss gebracht werden. Und dann kamen ja die Jungs! Sprich Fisch, Dr. Fischer und Christian. Wir haben die drei vom Flughafen abgeholt und ihnen ein kleines Deutschlandhöckerchen mit Bierdosen vorbereitet und uns dann vor der Türe versteckt. Leider haben die Jungs – im Gegensatz zu sämtlichen anderen Reisenden - unseren kleinen Empfang nicht bemerkt, aber sich sehr darüber gefreut. Wir haben den Abend gemeinsam in unserem Appartement verbracht und bis in die frühen Morgenstunden gequatscht. Wieder mal gab es viele Mitbringsel, Gummibären, deutsche Schokolade und Lesematerial. Nachts sind wir noch an den Strand, den Steg entlang zum kleinen Leuchtturm vorgelaufen und ein bisschen durch den Ort geschlendert und kamen letztendlich morgens um 6.00 beim Bäcker an, noch ein kleines Frühstück und dann ging’s ab in die Kiste. Doch den dreien war es ansonsten etwas zu langweilig bei uns im Ort und so sind sie schon mal nach Blumenau aufs Oktoberfest vorgefahren, wo wir uns zwei Tage später wieder verabredet haben. Wir
sind in der Zwischenzeit etwas auf der Insel rumgefahren, wobei uns
wieder mal der Auspuff abfiel. Als wir dann nach Blumenau fahren wollten,
haben wir erst einmal eine Auspuffwerkstatt gesucht, was nicht so
einfach ist, denn es gibt überall kleine Werkstätten, aber
nirgends können oder haben sie alles (deshalb haben wir auch
immer noch keine neuen Scheibenwischerblätter, die dringend notwendig
sind!). Aber letztendlich sind wir bei dem richtigen gelandet, der
Auspuff wurde fachmännisch und mit Köpfchen wieder angeschweißt
und wir konnten getrost nach Blumenau fahren. Das Straßenbild
dort ist geprägt von Häusern im Fachwerkstil und zum Oktoberfest
wehen überall deutsche Fahnen und da täglich ein Festumzug
stattfindet, waren die Straßen voller Leute. Wir haben erst
mal nach einem geeigneten Parkplatz gesucht, wo wir auch die Nacht
verbringen konnten und wurden direkt neben dem Eingang fündig.
Wir sind noch mal kurz ins Zentrum gelaufen, wo der Umzug zwar längst
vorüber war, aber die Straßen voll von betrunkenen Brasilianern,
überall Musik und jeder Zweite hatte um die Schultern eine Schwarz-Rot-Gold-Schärpe
mit einem Alubierkrug daran und die Mädels Blumenkränze
im Haar. Manche Leute hatten sogar eine Schaumstoffverkleidung als
Bierfass an. Wir kamen uns vor, wie am Faschingszug und da man so
etwas ja nüchtern gar nicht aushält, haben wir uns schnell
zwei Bier geholt und dem Treiben zugeschaut. Wir sind dann wieder
zurückgelaufen, haben unterwegs noch ein paar mal Halt gemacht
und uns dann mit den Jungs am Festeingang getroffen. Als wir in das
Festzelt gelaufen sind, habe ich mich schon über die etwas andere
Aufmachung gewundert. Keine klassischen Biergarnituren wie bei uns
und vor den Bühnen viel Platz, aber alles leer. Wir holten uns
erst mal was zu trinken, denn hier gibt es auch keine Zenzis die es
bringen – die Jungs haben natürlich nicht auf ihre Maßkrüge
aus Deutschland verzichten können – und suchten uns aus der reichhaltigen
Speisekarte ein typisch deutsches Gericht aus: Gulaschsuppe im Brottopf.
Mmhh! Wir sind dann wieder zurück nach Barra da Lagoa gefahren und haben uns erst mal ausgeruht. Am nächsten Tag haben wir uns mit Speths getroffen, deren Wege sich ja schon öfters mit unseren gekreuzt hatten. Die beiden waren zuletzt im Norden Brasiliens und kamen uns entgegen um weiter nach Uruguay zu fahren. Wir hatten ihre GPS-Daten und so suchten wir uns nach diesen Angaben unseren Weg zu den beiden. Doch irgendwie konnten wir sie nicht finden (lag daran, dass sie ihre Skalierung anders eingestellt hatten), aber ist ja nicht so schlimm, es gibt ja Handys. Doch anrufen konnten wir sie auch nicht, denn wir mussten wieder einmal eine dieser zahlreichen und unlogischen Vorwahlen benutzen. Aber letztenendes wurden wir fündig und wir verbrachten wieder mal einen sehr kurzweiligen Tag am Strand zusammen und am Abend fuhren wir zusammen in unseren Ort zurück, da sie bei uns vor der Pousada ihr Wohnmobil parken wollten. Am Abend hatten wir uns mit den Jungs zum Abendessen verabredet, wo wir uns alle gemeinsam leckere Fisch- und Fleischgerichte schmecken ließen. Danach verabschiedeten sich Speths und die „Jugend“ fuhr nochmal gemeinsam in den nächsten Ort Lagoa de Conceicao, wo wir uns zum Abschied noch ein paar Caipis gönnten. Dort versuchte man uns zwar ein wenig abzuzocken, aber nicht mit uns! Wir sind ja mittlerweile alte Reisehasen und da gehört die Kontrolle der Rechnung dazu wie morgens Zähne putzen. Danach gab’s noch ein paar Abschiedsbier in deren „Spider-Murphy-Gang-Hotel“ und wir krabbelten mal wieder in unseren Bus zum Schlafen. Wieder
mal gab es eine kurze Nacht, und als wir morgens um 9.00 in unserer
Pousada ankamen, waren Speths gerade bereit zum Frühstücken.
Also haben wir halt noch ein bisschen ausgeharrt, und letztenendes
haben wir wieder den gemeinsamen Tag zusammen verbracht, inklusive
Pizza essen am Abend. Na ja, mit den beiden gibt’s halt immer viel
zu babbeln, Bilder anzuschauen oder Reisertipps zu tauschen und es
wird nie langweilig. Außerdem verstehen wir uns blendend und
wer weiß, wann wir uns wieder sehen? So verging unser erster Monat auf der Insel trotz allem wie im Fluge, immer wieder kamen Leute bei uns vorbei, die wir im Laufe der Zeit kennen gelernt haben. Wir freuten uns schon auf eine Woche Inselerkundung im Pauli bis Prinz Martin hier für 4 Wochen aufkreuzen wird. Also checkten wir aus, zogen wieder komplett in unser Auto und erledigten noch ein paar Sachen im Ort. Erst mal mussten wir noch zu Mittag essen, und dazu gingen wir wie so oft zum Mittagsbuffet. Obwohl hier die Preise generell höher sind als in Argentinien, essen kann man günstig. Dort gibt es Essen, das 100 gr weise gewogen wird (je 0,40 €) und man hat die Auswahl zwischen verschieden Leckereien wie Salate, Fisch, Fleisch, Huhn, Lasagne, usw. Danach machten wir noch unsere Wohnung für den nächsten Monat klar, doch dazu mussten wir noch mal in den nächsten Ort fahren, da es in Barra keinen Geldautomat gibt. Irgendwie ging der Tag total schnell rum und so entschlossen wir noch eine Nacht in Lagoa da Barra (gell, Matzi?) zu bleiben, bevor wir den Rest der Insel unsicher machen wollten. Inselrundfahrt Wir
waren es gar nicht mehr so richtig gewohnt „on the road“ zu sein,
und wussten noch gar nicht so recht wohin mit uns. Aber wir kamen
schnell wieder ins bekannte Muster. Ursprünglich wollten wir
uns mit Federico aus Argentinien auf dem Oktoberfest treffen, aber
da sie ihre Pläne änderten, blieben wir auf der Insel. Zuerst
fuhren wir zum Praia Joaquina, wo gerade ein Surfcontest in vollem
Gange war. Joaquina ist berühmt für seine wilden und großen
Wellen, es finden dort häufig Meisterschaften statt, und es machte
Spaß die Surfer ihr Bestes geben zu sehen. Vielleicht kommen
wir ja eines Tages auch dahin, aber das wage ich bei unserer mangelnden
Ausdauer zu bezweifeln. Da das Surfen immer mal besser und mal schlechter
klappt, und ich mit unserem Brett gar nicht zurecht komme, lag unser
Enthusiasmus die letzten Tage etwas auf Eis. Außerdem hatten
wir ja – wie immer – „keine Zeit“. Ansonsten
verbrachten wir angenehme Stunden und einen schönen Sonnenaufgang
in Lagoa de Conceicao. Wir fuhren mal runter in den Süden und
bestaunten die schnuckeligen Dörfer und die vor der Küste
liegenden Muschel- und Austernbänke. Die Gegend ist sehr grün
und die kleinen bunten auf Stelzen stehenden Holzhäuser erinnerten
uns irgendwie an Tobago. Wir vesperten immer wieder an den idyllischsten
Stellen und landeten in der verschlafenen Bucht von Pântano do Sul,
einem noch kleinerem Fischerort als Barra. Dort verbrachten wir den
Tag und die Nacht direkt mit unserem L300 am Strand. Wir beobachteten
die Fischer, die stundenlang im hüfthohen Wasser ihre Netze auswarfen
und auch immer wieder größere Brocken rausholten und genossen
diesen ruhigen Fleck. Praktischerweise kam ein Verkäufer vorbei,
der uns ofenfrisches warmes Brot (und kein Weißbrot!) anbot,
wo wir freudig zuschlugen. Weiter
im Norden ist die Insel sehr viel touristischer, und Praia Ingleses
zum Beispiel hat zwar tolle Sanddünen auf der einen Seite, in
denen sich die Fischer ihre Wellblechhütten notdürftig gegen
den Sand geschützt haben. Auf der anderen Seite reihen sich jedoch
die größeren Hotels und Wohnanlagen, viele mit hässlichen
Kacheln im Schwimmbadstil verziert. Überaschenderweise gibt es
auf der Insel wirklich sehr abwechslungsreiche Flecken. Waren wir
die idyllischen Fischerorte gewohnt, sind wir auch mal in einer abgeschnittenen
Sackgassenbucht voller Hotel- und Appartementanlagen in Praia Brava
gelandet. Und am meisten hat uns erstaunt, als wir in Jururé Internacional
ankamen, denn dort reihten sich edelste und große Villen Wand
an Wand. Wir haben uns auch mal den Showroom für ein im Bau stehendes
Condomiento, also eine bewachte Wohnanlage im italienischen Stil,
angeschaut, die wirklich geschmackvoll gebaut war. Zum anschauen ja
ganz schön, aber dort verweilen wollten wir nicht. Aber die Informationsmails
bekomme ich immer noch. Und - schwups – schon wieder war eine Woche rum. Nachdem wir fast die ganze Insel gesehen hatten, alles ist ja kaum möglich, immerhin rühmt sich Floripa mit 42 Stränden, waren wir uns einig, dass es in Barra da Lagoa am schönsten ist. Sehr gut gefallen hat uns, dass die Insel generell recht sicher ist, man sieht fast nirgends Gitter vor den Fenstern und vor allem ist sie sehr grün und wirklich äußerst abwechslungsreich, von edelsten Luxus über Großstadt bis hin zun verschlafenen Fischerdörfchen gibt es einfach alles. Also machten wir uns auf den Rückweg nach Barra und bezogen unser neues Heim. Wir warteten den ganzen Tag auf die Ankunft von Martin, und genossen schon mal den sonnigen Tag auf unserer neuen Obertraumterrasse. |